Museen und Kinos sind geschlossen, Friseure und Baumärkte aber nicht: Warum das so ist, erklärt Jochen Partsch in einem Offenen Brief. Er verweist auf finanzielle Hilfen der Stadt.
DARMSTADT - (job). Museen und Kinos, Theater und Gaststätten bleiben geschlossen, Baumärkte und Friseure dürfen ihre Waren und Dienstleistungen weiter anbieten. Warum er das für richtig hält, erklärt der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch in einem Offenen Brief, den er am Freitag an Künstler und Vertreter der Kulturinstitutionen gerichtet hat. „Es geht bei dieser Entscheidung nicht um eine Diskreditierung der Kultur oder um die Vermutung eines größeren Ansteckungsrisikos in Theatern und Museen“, schreibt Partsch, der auch das Kulturdezernat leitet. Es gehe darum, während einer Naturkatastrophe wie der Corona-Pandemie in einem Kompromiss zunächst die primären Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken. „Die Kultur ist dann bei einer extremen Abwägung dieser Bedürfnisse in die zweite Reihe gerückt“, gleichwohl sei sie „essenzieller Bestandteil unseres Zusammenhalts“. Partsch appelliert „an die Vernunft und an Ihr Verständnis für die harten Einschnitte in Ihrem Leben und in der Ausübung Ihres Berufes“.
Die Pandemie-Lage sei „ernster, als Sie es möglicherweise vermuten“, schreibt Partsch an die Kulturszene. „Die Bitten und zum Teil massive Forderungen und Erwartungen“ um finanzielle Hilfen für die Kunst könne er nachvollziehen, ebenso die Diskussion um die „Systemrelevanz“ der Kultur. „Es bedarf an dieser Stelle keiner weiteren Argumente, um in einem Kulturstaat für den Wertekanon der Kultur und die besondere Bedeutung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft und hier insbesondere natürlich in Darmstadt zu werben.“ Die Unterstützung durch die öffentliche Hand stehe nicht zur Disposition.
Partsch verweist auf das Hilfspaket für die Kulturszene, das der Magistrat schon vor dem ersten Lockdown geschnürt habe und die für den städtischen Haushalt eine „Schmerzgrenze“ bedeute. „Wir haben die sonst im Jahr notwendige flächendeckende Kürzung der Kulturausgaben in diesem Jahr von 20 Prozent auf nur noch fünf Prozent verringert, und wir haben in Kooperation mit der Merck AG zusätzlich 200 000 Euro bereitgestellt.“ Zudem gebe es die Spenden-Initiative „Wir für Kultur“ als privaten Hilfsfonds.