Wiesbadener Exground-Filmfest beginnt am 16. November
Mit den Philippinen gilt auch in dieser Festivalausgabe der Schwerpunkt einem Land in einer schwierigen politischen Situation. 21 von 180 Festival-Filmen kommen aus dem Inselstaat.
Von Volker Milch
Redakteur Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden
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WIESBADEN - Vor dem Caligari hatte die 31. Ausgabe des Exground-Filmfests schon einen unübersehbaren Auftritt: Ein Eswe-Gelenkbus ist an der Filmbühne vorgefahren. Er fährt großformatige Werbung für das Festival, das vom 16. bis 25. November stattfindet, durch die Stadt. Das düstere Motiv auf dem Bus, das auch auf den Plakaten erscheint, führt direkt zum Länderschwerpunkt Philippinen. Es zeigt eine geknebelte Frau: Gina Alajar spielt in „Dark is the night“ eine Drogenhändlerin, die in Manila auf der Todesliste des Polizeichefs steht. Ihr süchtiger Sohn ist verschwunden.
Festivalleiterin Andrea Wink spricht bei der Pressekonferenz im Caligari von einem offensichtlichen „Hang“ des Festivals, sich für seine Schwerpunkte Länder „mit nicht so ganz einfachen politischen Situationen“ auszusuchen. Auch Mexiko und Iran standen schon im Fokus. Im vergangenen Jahr galt der Länderschwerpunkt der Türkei. „Zum Glück, weil wir da noch Kontakte hatten“, sagt Andrea Wink. Mittlerweile seien die türkischen Ansprechpartner entlassen worden.
Die Philippinen sind unter ihrem Präsidenten Rodrigo Duterte aber nicht nur ein Land, in dem zur Menschenjagd aufgerufen wird. Sie sind ein Land mit 100-jähriger Filmtradition und reichem Filmschaffen auch in der Gegenwart. 21 Filme werden im „Fokus Philippinen“ gezeigt, davon sind zwölf Premieren. Auch der Eröffnungsfilm am 16. November, „Neomanila“ von Mikhail Red, handelt vom Drogenkrieg. „Unheimlich viele Filmfestivals“ hätten die Philippinen, sagt Andrea Wink, und der Kurator Axel Estein verbringe jedes Jahr mehrere Monate in dem Inselstaat.
Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk, Helmut Müller (Kulturfonds-Geschäftsführer), Festivalleiterin Andrea Wink, Eric Seng (Ministerium) sowie Gerald Puch (Exground) vor dem Eswe-Bus mit Festival-Werbung (von links).
(Foto: VM)
Insgesamt werden bei Exground 180 unabhängig produzierte Lang- und Kurzfilme aus 42 Ländern gezeigt. Von den 57 Premieren sind 16 Weltpremieren. Neben der großen, weiten Filmwelt ist aber auch Wiesbaden im Festival sehr präsent. Zum 14. Mal findet, unterstützt auch von dieser Zeitung, der Wettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm statt. Außerdem gibt es im Rahmen der Reihe „Youth Days“ einen Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb und einen internationalen Jugendfilm-Wettbewerb. Den Jugendjurypreis für den besten Langfilm in Höhe von 2500 Euro stiftet die Landeshauptstadt. Ihre Unterstützung hat die Stadt von 50 000 Euro im Jahr 2017 auf 75 000 Euro erhöht. Außerdem stellt die Stadt 7500 Euro der Sach- und Geldpreise in Höhe von rund 20 000 Euro. Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk würdigt das „klare Profil“ des Festivals, das es geschafft habe, über Jahre hohe Qualität zu halten.
Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk, Helmut Müller (Kulturfonds-Geschäftsführer), Festivalleiterin Andrea Wink, Eric Seng (Ministerium) sowie Gerald Puch (Exground) vor dem Eswe-Bus mit Festival-Werbung (von links). Foto: VM
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Das Land, so Eric Seng, Abteilungsleiter Kunst und Kultur im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, unterstütze das Festival mit 50 000 Euro. 2019 sollen es 65 000 Euro Beitrag zum Gesamtbudget von 254 000 Euro sein. Vom Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main kommen 25 000 Euro für ein „unglaublich tolles Programm“, wie dessen Geschäftsführer Helmut Müller sagt. Der Kulturfonds fördert den Länderschwerpunkt, in dem man in kurzer Zeit nicht nur einen Einblick in die Filmszene eines Landes bekomme, sondern auch in die gesellschaftliche und politische Situation. Angesichts der Reihe schwieriger Länder im Fokus, schmunzelt Müller, könnten vielleicht auch die USA ein Schwerpunkt-Kandidat sein, „weil man aus einer europäischen Sicht viele Sachen nicht versteht und das Medium Film etwas transportieren kann, was politische Analysen nicht transportieren“. Zum Beispiel „Lebensgefühle“. Auch die Kooperation mit Kinos in Frankfurt und Darmstadt ist für seinen der Zusammenarbeit in der Region verpflichteten Kulturfonds ein Grund, das Festival zu fördern.