Tag der offenen Tür in Darmstädter Kreativstädtten: Bei "Hessen Design Routes" stellen Büros und Institute ihre Arbeit vor.
DARMSTADT - Viel los schien am Samstag nicht in den Darmstädter Kreativstätten, die angesichts der "Hessen Design Routes" für Besucher geöffnet hatten. Dabei war es durchaus interessant, in den acht Ateliers und zwei Ausstellungen im Designhaus und dem Institut für Neue Technische Form (Intef) vorbeizuschauen.
In der Merckstraße beispielsweise war im Büro von "daniels + erdwiens" neben Alex Erdwiens auch Kai Rosenstein anzutreffen. Denn sein Büro KRDK liegt abseits der Darmstädter Route, die als Rundweg angelegt war. Aber auch im realen Arbeitsleben haben die beiden miteinander zu tun: Erdwiens macht Industrie- und Produktdesign, die Agentur KRDK versteht sich als Sparringspartner für die strategische Ausrichtung und die Profilentwicklung von Institutionen. Immer wieder werden beide gefragt: "Was macht ihr eigentlich?". Und in der Tat umfasst Design in jedem Segment weit mehr als die Entwicklung schöner Dinge.
Die Ergebnisse dauerhaft guter Entwürfe sind auch an diesem Tag zu sehen: im Intef, dem ältesten Design-Institut Deutschlands. Es darf auf den Hessen Design Routes nicht fehlen, schließlich haben hier viele Dinge Wiedererkennungswert über Jahrzehnte hinweg - vom WMF-Eierbecher aus dem Jahr 1952/52 bis zum Telefon E2, das Maria Kersting 1958 entwarf.
Im Büro "daniels + erdwiens" geht es jedoch um konkrete Arbeitsprozesse unserer Tage bis hin zum Produkt. Die Schaubilder und Fotos, an eine lange Wand geheftet, zeigen vor allem Eins: die Komplexität der Arbeit am Design. Gerade wird an einem Taschenkonzept für Fahrräder entlang gedacht. "Dazu haben wir bei KRDK nicht nur Fotos von Fahrradfahrern aufgenommen und ausgewertet", sagt Kai Rosenstein. Dazu wurden der Produktbedarf sowie die Milieus der potenziellen Nutzer ermittelt. Wie sieht der ideale Kunde aus? Welches Material soll verwendet werden? Diagramme zeigen vergleichbare Marken, wieder andere mögliche Wege, das Produkt zu vertreiben. Kosten müssen ermittelt werden. Für die "Hessen Design Routes"-Besucher liegen Posts bereit, um Anregungen zu notieren und dem entsprechenden Schaubild zuzuordnen. Assoziation und Systematik - beides führt am Ende zum Produkt oder zur ausgefeilten Strategie.
Für Alex Erdwiens ist es dagegen schön, wenn die Menschen den in seinem Schaufenster ausgestellten Toaster "Styline" entdecken, oder wenn er auf der Autobahnraststätte den Seifenspender benutzt, dessen Design aus seinem eigenen Büro kommt: ergodynamisch, praktisch, formschön.