MAINZ - (jdu). Die Lyrikerin Maren Kames ist am Samstagabend in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wird von der Anna-Seghers-Stiftung vergeben und ist mit 8000 Euro dotiert. Mit ihr sollen „noch wenig bekannte Nachwuchsautoren“ gefördert werden. Kames, 1984 in Überlingen geboren, hat mit dem vor Kurzem in einer wunderschönen Edition im Verlag Secession erschienenen Buch „Halb Taube, halb Pfau“ ein viel beachtetes Debüt vorgelegt, für das sie auch bereits den Kranichsteiner Literatur-Förderpreis erhalten hat. „Maren Kames ... befragt Sätze und Wörter, klopft sie darauf ab, wie sie klingen, wie sie zusammenpassen, sie reißt sie auseinander, sie kombiniert sie“, sagte Literaturredakteur Dirk Knipphals, Juror des diesjährigen Seghers-Prei es, am Samstag in seiner Laudatio. Er würdigte auch Kames’ Talent, „etwas Flüchtiges für einen Moment als schön und ungeheuer präsent erscheinen zu lassen“ und zitierte dieses Gedicht: „Stehe hier an meinem See, halte meine offene Hand in den Regen und warte auf die Schwäne.“
Schreiben als Möglichkeit, Dinge anders zu sehen
Kames bedankte sich bei Knipphals und der Seghers-Stiftung und hob in ihrer Dankesrede ihrerseits hervor, dass Schreiben für sie eine Möglichkeit ist, Dinge anders zu sehen und wahrzunehmen als im Alltäglichen: „Ich kann durch die Rede an den Dingen drehen, sie sehr groß stellen oder verschwimmen lassen, ich kann sie verbinden, entkoppeln, unterlaufen, behauen, in Bezüge setzen, ich kann sie verändern, verdrehen und erweitern. Ich kann machen, dass sie, auch wenn sie aufgeschrieben sind, weniger festgeschrieben sind als zuvor.“