Peter Cetera begeistert in der Jahrhunderthalle in Frankfurt.
(Foto: Rudolf Uhrig)
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FRANKFURT - Ausverkauft ist die Frankfurter Jahrhunderthalle an diesem Abend nicht. Gut gefüllt, aber nicht ausverkauft – was durchaus überrascht. Schließlich gibt Peter Cetera, ehemals Sänger der amerikanischen Rockband Chicago, in diesem Jahr nur drei Konzerte in Deutschland – und tritt insgesamt so selten hier auf, dass sein Mitwirken bei der „Nokia Night of the Proms“ im vergangenen Jahr schon fast einer Sensation gleich kam. Anscheinend sogar für Cetera selbst: Als „ein Highlight in meinem Leben“ wird er das Mitwirken an der Konzertserie etwas später beschreiben. Und dabei – gerade noch haben er und seine Band „The Bad Daddies“ die Songs „Restless Heart“ und „Big Surprise“ beendet – auch von den vielen Weihnachtsmärkten schwärmen, die er vor knapp einem Jahr in Deutschland besuchen konnte.
Hat das vorweihnachtliche Deutschland wirklich so viel Eindruck auf den 1944 in Chicago geborenen Sänger gemacht? Vielleicht ist es auch nur Ausdruck des augenzwinkernden Charmes, mit dem Cetera die 1300 Fans in der Jahrhunderthalle im Verlaufe dieses Konzertabends immer wieder umgarnt. Beziehungsweise liebevoll auf die Schippe nimmt. Er werde Songs aus der Zeit mit Chicago (1967-1985) spielen, aus seiner Solokarriere – und aus der Phase, in der er mit der Kelly Family zusammenarbeitete, kündigt er etwa zu Beginn an. Was natürlich spontan zu wissendem Gelächter im Publikum führt – schließlich hat es eine solche Phase nie gegeben.
Ohne Zweifel würde auch keines der Mitglieder der Kelly Family das Niveau der Sängerin Tania Hancheroff erreichen. Mit ihr trägt Peter Cetera die Ballade „After All“ vor. Was für ein Applaus! Aber eben nicht nur für den gesanglichen Beitrag, sondern auch für „The Bad Daddies“. Schließlich zeigen sich Boh Cooper (Keyboards), Steve Brewster (Drums), Joe Chemay (Bass), Tony Obrohta (Gitarre), Chris Rodriguez (Gitarre) und Jonathan Hamby (Hammond-Orgel) als außergewöhnlich gute Instrumentalisten. Bloß vermisst man ab und an die großartigen Bläsersätze, die vor allem in der Frühphase von Chicago den unverwechselbaren Sound des damaligen Septetts prägten.
Musikalische Wurzeln im Jazz-Rock
Davon, dass Ceteras musikalische Wurzeln im Jazz-Rock liegen, ist nur noch wenig zu spüren. Allerdings vermindert dies nicht nachhaltig die Freude an diesem „Evening with Peter Cetera“. Zu erfrischend sind hierfür allein schon die Plaudereien des Stars. Etwa wenn er erzählt, dass Sylvester Stallone ihn einmal gebeten habe, einen Filmsong für „Rocky IV“ zu schreiben, ihn dann aber nie zum Einsatz brachte. Und dass eben dieser Song, nämlich „Glory Of Love“, dann dennoch ein Nummer-1-Hit wurde: Als Teil des Soundtracks zu „Karate Kid II“.
Fast schon bescheiden zeigt sich der 74-Jährige, als er den „einzigen Welthit“ von Chicago, „If You Leave Me Now“, als „einen sehr einfachen Song“ ankündigt. Etwas, das er allein ob seiner einprägsamen Melodie natürlich nicht sein kann. Berührt von der Ballade, die Cetera mit seiner unverkennbaren und nicht merklich gealterten Stimme vorträgt, antworten die Fans mit tosendem Applaus.
In der Tat sind es die Balladen, wie etwa „You‘re the Inspiration“ oder „Hard to Say I‘m Sorry “, in denen Cetera seine Ausdruckskraft am deutlichsten zum Vorschein bringt. Bei entspannter, reizvoller Atmosphäre, brauchte dieses Konzert keine spektakuläre Lightshow oder überraschende Show-Effekte, um zu wirken. Nur unaufgeregte Musiker, die sicht- und hörbar Spaß an ihrem Auftritt haben. Dass es zum Ende hin und bei der Zugabe, dem frühen Chicago-Hit , „25 Or 6 To 4“, das Publikum voller Euphorie von den Stühlen riss, erstaunte keineswegs.