Der "King of Pop" ist auf der Bühne zurück: Die "Beat it!"-Show liefert bei ihrem Gastspiel 26 Songs des größten Entertainers aller Zeiten - und vor allem glänzende Choreographien.
Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur und Stadtredaktion Wiesbaden
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
NIEDERNHAUSEN - Manchmal, nur einen Moment lang, ist es wie ein kleines Wunder. Wenn André Santisi im Profil seine ebenfalls auffallend schmale Nase sehen lässt, ihm die lockigen, dunklen Haare ins verschwitzte Gesicht hängen und er mit einer schnellen Geste das Mikroport in Richtung Mund rückt, dann denkt man plötzlich: Das da vorne, das ist doch Michael Jackson.
Es sind aber auch genau jene Momente, die einen danach wieder wehmütig und ein bisschen ernüchtert zurückfallen lassen in eine Realität, in der der Tod des "King of Pop" nun schon fast zehn Jahre her ist. In diesem Jahr wäre er 60 geworden - Anlass für eine internationale Tribute Show, die im August in Berlin startete und nun bei ihrer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz auch im Niedernhausener Rhein-Main-Theater Station machte. Das war so voll besetzt wie lange nicht mehr: Das Phänomen Michael Jackson, das zieht immer noch.
Bühnenspektakel mit 26 Jackson-Titeln
Auch wenn es so etwas wie eine lose und ziemlich schlecht gespielte Handlung gibt und sich die Show einmal ursprünglich so bezeichnet hatte: Ein Musical ist "Beat it!" tatsächlich nicht. Die Nachlassverwalter des Superstars hatten gegen diese Bezeichnung geklagt. Stattdessen ist dieses Bühnenspektakel eine äußerst perfekt in Szene gesetzte Imitation von 26 Titeln der Musiklegende, von "They don't care about us" bis zu "Can you feel It", entlang einiger Stationen seines Lebens: Von der Kindheit auf der Bühne mit den "Jackson Five", von der Bewunderung für Diana Ross, vom Traum einer Solokarriere bis zu der Kehrseite mit Paparazzi und Reportern auf der Suche nach der nächsten Schlagzeile und der Beantwortung der Frage "Wer ist er wirklich?" Aber auch das bleibt nur an der Oberfläche - und wird hübsch bühnentauglich mit dem Ensemble in schwarz-weißen Zeitungsanzügen verpackt. Die Kostüme sind tatsächlich immer fantastisch und unterstützen die Nummern bestens. Was aber wirklich begeistert, sind die Choreografien. Was Choreograf Alex Burgos in der von Oliver Forster produzierten Show hier einstudiert hat, ist ungeheuer nah dran am Vorbild der großen Jackson-Konzerte - da sitzt jede Geste, jeder Schritt. Eine Verbeugung vor dem perfektionistischen Maniac auch das. Szenenapplaus für einen grandiosen Moonwalk Santisis, der den älteren Michael mit vollem Körpereinsatz spielt.
WEITERE TERMINE
Auf der Tournee gastiert "Beat it!"auch am 18. November im Mannheimer Rosengarten und am 20. November in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Weitere Stationen in der Region sind Koblenz am 8. Februar, Trier am 9. Februar, Kassel am 10. Februar und Wetzlar am 16. Februar.
Karten online bei eventim, adticket und ticketcorner.
Unterstützt wird das Ensemble von sehr guten Live-Musikern auf der Bühne, vor allem aber auch von einer ebenso ausgefeilten wie einfallsreichen Video- und Lichtregie: Was damit hier aus einem ziemlich schlichten Bühnenbild herausgeholt wird - Showtreppen mit Plateau links und rechts, eine erhöhte Bühne in der Mitte - ist optisch ganz weit vorn. Eine der schönsten Szenen ist die, in der Michael sich seine Inspirationen für Tanzschritte und Posen bei Chaplin, Astaire und Marcel Marceau holt. Poetischer und nachvollziehbarer kann man diese kreativen Prozesse nicht auf die Bühne bringen.
In Niedernhausen sprang der Funke so richtig dann über, wenn das Ensemble "alleine" sang - ohne das Halb-Playback im Hintergrund. Dann ging es mal gar nicht um eine Imitation, dann wurde daraus eher eine Interpretation, und man spürte deutlich die Freude, unvergessliche Songs wie "Blame it on the Boogie" oder "Man in the Mirror" singen zu können. Und der Mann im Spiegel, der wird genau in diesen Momenten unsterblich.