Im Frankfurter Museum für Kommunikation heißt es „Like you!“
Die Ausstellung „Like you! Freundschaft digital und analog“ im Museum für Kommunikation in Frankfurt widmet sich der Freundschaft in all ihren Facetten. Besucher können auch selbst ein Teil der interaktiven Schau werden.
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Freunde können heute ganz verschieden aussehen und nicht nur nette Kerle sein, sondern manchmal auch nur ein Spielroboter. Das ist eine der Einsichten der Frankfurter Ausstellung „Like you! Freundschaft digital oder analog“.
(Fotos: Photodisc/Robotelf Technologies)
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FRANKFURT - „Wer glaubt, dass jeder Facebook-Kontakt ein Freund ist, der weiß nicht, was Freundschaft bedeutet.“ Dieses Zitat in der aktuellen Schau des Frankfurter Museums für Kommunikation kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nicht, weil diesen oder einen ähnlichen Satz wohl schon Millionen von Eltern mit strengem Gesicht zu ihren Teenie-Kindern gesagt haben. Sondern weil dieser Satz von Mark Zuckerberg stammt, dem Erfinder, Gründer und Vorstandsvorsitzenden von Facebook.
Mit seinem interaktiven Programm ging es doch los, das „Liken“, das Online-Nutzern heute manchmal Hunderte von Freunden beschert, die sie nie kennengelernt haben. Doch was ist wirkliche Freundschaft, was bedeutet sie außer schnellen Clicks? Und natürlich vor allem: Wo und wie finden wir Freunde?
Das sind Fragen, die sich die meisten Menschen irgendwann einmal stellen. Denn, wie in der Schau „Like you! Freundschaft digital und analog“ zu lesen ist: „Freundschaft ist ein Bedürfnis mit vielen Chancen“, zu denen die gegenseitige Bestätigung genauso gehört wie eine Unterstützung in der Not.
Freunde können heute ganz verschieden aussehen und nicht nur nette Kerle sein, sondern manchmal auch nur ein Spielroboter. Das ist eine der Einsichten der Frankfurter Ausstellung „Like you! Freundschaft digital oder analog“. Fotos: Photodisc/Robotelf Technologies
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Die interdisziplinäre Präsentation macht intelligent und alltagsnah deutlich, warum schon rein statistisch länger lebt, wer Freunde hat: Dieses Phänomen ist ebenso wichtig für den Einzelnen wie für Gruppen, ja sogar für Völker. Dabei lassen sich Freunde auf sehr unterschiedliche Weise finden, werden Freundschaften verschieden gepflegt, gehen die Inhalte, für die man von der Schülerfreundschaft über den Senioren-Tanztee bis zum Politiker-Freundschaftsküsschen Einigkeit demonstriert, weit auseinander. Wobei für Nicht-User wie „Liker“ zu erfahren ist: Bis auf Weiteres treffen künftige Freunde einander heute noch meist im realen Leben, wobei Gegensätze sich gern anziehen.
WANN UND WO
Bis 1. September 2019 im Fankfurter Museum für Kommunikation, Schaumainkai 53. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie an Wochenden und Feiertagen von 11 bis 19 Uhr. Geschlossen ist am 24., 25., 31. Dezember und 1. Januar 2019.
Wie im Kommunikationsmuseum üblich, bieten die Ausstellungsmacher an diesem Punkt der Erkenntnis dennoch die Möglichkeit, modern aktiv zu werden und in den Freundschafts-Apps „Meetup“, „Airtrip“ oder „nebenan“ nach möglicherweise passenden Freunden zu forschen. Denn der Rundgang ist wieder als reizvoller interdisziplinärer Mix angelegt. Die drei großen Kapitel „Freunde finden“, „Freunde haben“ und „Freunde verlieren“ gliedern sich in eine ganze Anzahl knapper Unterkapitel, in denen auch Gegenwart und Vergangenheiten der Freundschaft deutlich gemacht werden. Den vielen Exponaten von Fotoserien bis hin zum Seehund-Therapieroboter gegen Einsamkeit sowie den sehr vielen erklärenden Texten stehen dabei eine Reihe von Videos, zwei Spieltische, sowie Experimenten gegenüber.
Dabei kann man beispielsweise in einer Art Frage-/Anwortspiel die eigenen Ideen von Freundschaft erkunden, bevor man erfährt, warum manche Freundschaften ein Leben lang halten können, während andere in Enttäuschung enden. Dabei kommen Fakten zur Sprache, die man schon geahnt hat.
So ist der Weg zur Freundschaft meist ein langer Weg. Obwohl 85 Prozent der Menschen einer Befragung eine Freundschaft für wichtiger halten als Kinder, Bildung oder Erfolg im Beruf, dazu physiologisch bereits nach einer zehntel Sekunde des Kennenlernens ein erster Eindruck vom jeweils anderen feststeht, ist es dank vieler Relativierungen des „Wer schön ist, ist auch gut“-Effekts ein langer Weg bis zu gegenseitiger Anerkennung und Verlässlichkeit. Zumal, wenn man erwachsen ist, denn dann ist es erwiesenermaßen schwieriger, Freunde zu finden als während der Schulzeit. Oder: Während einst nur Männerfreundschaften etwas galten, werden heute Frauenfreundschaften gemeinhin als vertrauter empfunden.
Im Kapitel „Freunde haben“ ist aber auch festgehalten, dass Freundschaften analog wie digital heute schon deshalb oft zu Wahlverwandtschaften werden, weil die familiären Bindungen sich zunehmend lockern. Keine Freunde zu haben, bedeutet Vereinsamung. In Großbritannien hat die Zunahme dieser Beziehungslosigkeit schon zur Schaffung eines „Einsamkeitsministeriums“ geführt.