Artistik-Show „Zoophobia“ in der Bessunger Knabenschule
Zum zwölften Mal gastieren Absolventen der Staatlichen Artistenschule Berlin in Darmstadt. Sie zeigen ihre Kunst an unter anderem an Vertikalseil, Trapez und Luftring.
Von Charlotte Martin
Rhönrad war gestern – Leonie Körner ist eine Virtuosin mit dem „Cyr Wheel“.
(Foto: Guido Schiek)
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DARMSTADT - Der Applaus in der Bessunger Knabenschule nahm schier kein Ende, animierte die Artisten auf der Bühne zu immer neuen Flickflacks, Salti und drolligen Sprüngen: Glücklich verneigten sich am Donnerstag die zehn Absolventen der Staatlichen Artistenschule Berlin nach einer fabelhaften Show vor ihrem Publikum.
Zum zwölften Mal gastieren junge Artisten auf Deutschlandtournee bis Sonntag (26.) in Darmstadt. Rainer Bauer, der federführend dafür sorgt, dass der Artistenzirkus jährlich im „Varietétempel“ Bessunger Knabenschule gastiert, hatte freudig zu einem Programm begrüßt, bei dem es hoch herging. Zum einen war die Stimmung der 220 Besucher, die ihrer Zirkusleidenschaft in schwülwarmer Halle unbeirrt treu blieben, famos. Zum anderen waren es die Nachwuchsartisten, die sich als bravouröse Akrobaten der Lüfte präsentierten, als sie am Doppelschwungseil, an Tuchschlaufe, Vertikalseil, Trapez und Luftring staunenswerte Eleganz und Körperkraft in gewagten Figuren paarten.
Da hielt mancher die Luft an, als Paulin am Doppelschwungseil mit einem Spagat kopfüber ihre Gewandtheit demonstrierte. Ein charmantes Lächeln im Gesicht, schienen Marla am Luftring und Lisa in der Tuchschlaufe sowie Andrea am Trapez die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln. Mit Leichtigkeit und Wagemut schwebten sie zur Musik zwischen Himmel und Erde. Teils waren es allein das Fuß- oder Handgelenk, die Halt am schwingenden Gerät boten, während die Artistinnen biegsame Figuren vollführten.
TERMINE
Weitere Aufführungen der Absolventenshow der Staatlichen Artistenschule Berlin 2018 in der Bessunger Knabenschule: am heutigen Samstag, 25. August, um 20.30 Uhr, am Sonntag, 26. August, um 19 Uhr. Karten auf www.knabenschule.de. (lot)
Zauberhaft poetisch war die Leistung von Leonie, die im kreiselnden Cyr-Wheel zwar auf dem Boden blieb, doch das Publikum zum Flug der Begeisterung hinriss. Drei Männer gehören zum Team der 18- bis 21-jährigen Artisten. Toke brillierte mit Akrobatik ebenfalls im Rhönrad, wirbelte kopfüber mit kühnem Schwung über die Bühne. Der athletische Niklas bestieg das Vertikalseil mit einer Leichtfüßigkeit, als erklimme er Treppenstufen, und Dennis entzückte unter bübischer Schirmmütze als artistischer Turner: Seine Handstand-Equilibristik bezeugte Balance par excellence.
Jenseits der solistischen Darbietungen basierte die Zirkusshow unter Regie von Philipp Boë auf dem überzeugenden Zusammenspiel aller. Unter dem Titel „Zoophobia“ entführte die Gruppe mit Masken ins Reich der Tiere, entwarf hinter Nebelschwaden zu ätherischen Klängen ein fantastisches Stelldichein von Frosch, Ente, Leopard, Nilpferd, Papagei, Fuchs und anderen Tieren. In tänzerischen Zwischenspielen foppten und piesackten sie einander, gaben scheue, tollkühne und kokette Typen ab, die sich am Ende in vielfältiger, bunter Pyramide vereinten.
Und wer im Publikum weit hinten saß, der konnte auch die schweißtreibende, manuelle Technik dieser Show beobachten: Artistin Antonia Modersohn, die hier 2011 ihre Kür als Absolventin gegeben hat, war nun als Showmanagerin im Einsatz. Sie sorgte dafür, dass die artistischen Geräte in sicherer Hängung pass- und punktgenau in der Höhe verfügbar waren, in der sie von den Künstlern gebraucht wurden. Unter Einsatz ihrer ganzen Körperkraft zog sie Seile, Trapez, Tuchschlaufe und Luftring jeweils weit nach oben, um sie zum Ausklang der Darbietungen dann sanft wieder hinabzulassen. Auch ihr sowie den choreographischen Mitarbeitern und Helfern an Licht-und Tontechnik galten Respekt und Applaus: Sie trugen sorgsam und fein abgestimmt bei, dass das höchste Gut der jungen Artisten, ihre körperliche Unversehrtheit, keinen Schaden nahm.