Ab sofort laufen die Bewerbungen für „Coron-Arts“ Festival
Bis zum 25. September können sich Kreative aus Wiesbaden und Umgebung für das Festival im und am Schlachthof im nächsten Jahr bewerben. Für ihre Projekte zur Krise gibt es Gagen.
Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur und Stadtredaktion Wiesbaden
Die Jury des Festivals im Biergarten des Schlachthofs: Valentine Goldmann, Jörg-Uwe Funk, Sabine Meder und Katharina Schenk (von links) entscheiden darüber, welche Kreativen beim Festival im Juni 2021 dabei sein werden.
(Foto: Birgitta Lamparth)
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WIESBADEN - „Kultur wird zurzeit mehr als Alimentationsnotwendigkeit wahrgenommen. Das ist aber keine Einbahnstraße: Wir brauchen die Kultur, wir brauchen die Antworten, die Kultur uns in dieser Krise geben kann.“ Und genau da sei er gespannt auf die Einreichungen, sagt Jörg-Uwe Funk – nicht in erster Linie als Kulturamtsleiter, sondern als Mitglied der Jury des „Coron-Arts“-Festivals vom 25. bis 27. Juni 2021 im und am Schlachthof.
Funk wird gemeinsam mit Katharina Schenk vom Schloss Freudenberg, Valentine Goldmann vom Nassauischen Kunstverein und Sabine Meder von der IHK Ende September die Bewerbungen dafür sichten. Ab sofort können sich Bewerber aus Wiesbaden und der näheren Umgebung auf der Homepage des Schlachthofs die Unterlagen dafür herunterladen. Einsendeschluss ist der 25. September.
Erdacht hat das Festival, das für „Culture Organizes Reclaiming Our Neighbourhood“ steht, das Schlachthof-Team. Betreut wird das Projekt dort vor allem von einem neuen Auszubildenden im Veranstaltungssektor, Constantin Roth. „Wir finden es großartig, dass sich Wiesbaden auf solch ein Projekt einlässt“, sagt Gerhard Schulz vom Schlachthof: „Normalerweise weiß man bei einem solchen Festival mit einem nicht unerheblichen Etat, was einen erwartet. Hier ist das anders.“ Das Festival wolle die kulturelle Verarbeitung von Krisenzeiten in der Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken – dazu seien die Kreativen der Stadt aufgefordert, Konzepte zu entwickeln. Es geht also nicht darum, bereits fertige Arbeiten einzureichen, sondern neue zu entwickeln. Und das können nicht nur Einzelkünstler, sondern auch Initiativen, Ensembles oder Institutionen.
Von den 400 000 Euro, die von der Stadt in das Festival gesteckt werden, gehen rund 250 000 Euro in diese neuen Projekte von Künstlern, Musikern, Schauspielern, Filmemachern, Tänzern und Autoren. Gerhard Schulz: „Jede Sparte kann sich einbringen. Wichtig ist uns, dass die Mittel schon in diesem Jahr ausgeschüttet werden – wir gehen mit Vertrauen da rein.“ Schließlich werde die Förderung jetzt gebraucht. Beim Kostenvoranschlag für die Einzelprojekte verlasse man sich „auf Ehrlichkeit und Solidarität“. 150 000 Euro werden für die Technik, Personal und alle weiteren Kosten rund um das Festival aufgewendet. „Eventuell beantragen wir auch einen Zuschuss beim Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main“, sagt Schulz. Er gehe davon aus, dass Besucher das Festival bei freiem Eintritt erleben könnten.
Man könne jetzt noch nicht wissen, unter welchen Umständen „Coron-Arts“ stattfinden werde, „ob Corona uns dann noch begleiten wird“. Auch darauf müsse man vorbereitet sein.
Sie sehe das Festival als eine Möglichkeit, durch Freiräume im Kopf existenzielle Fragen stellen zu können, erklärt das Jurymitglied Katharina Schenk: „Wo wollen wir gemeinsam hin? Was ist möglich und nötig?“ Kultur habe immer den Auftrag, gerade in Krisen ein Mittler zu sein, der neue Perspektiven eröffne, sagt die Leiterin von Schloss Freudenberg. In diesem Sinne sei das, was die Stadt in das Festival investiere, „richtiges Zukunftsgeld“.
Sie erhoffe sich, dass „Coron-Arts“ ein Baustein werde, der zeigen könne, wie Kultur durch die Krise komme, meint Sabine Meder. Und Valentine Goldmann sieht für die Kultur die Chance, nicht nur zu reagieren, sondern zu agieren: „Eine Krise kann ein Wendepunkt sein.“