Im Barock spiegelt sich Lebenslust

Alles drehte sich um die Stilrichtung Barock beim Workshop im Heylshof. Die Schüler schlüpften in zeitgenössische Kostüme.Foto: pa/ Stumpf  Foto: pa/ Stumpf
© Foto: pa/ Stumpf

25 Zehntklässler der Pfrimmtal-Realschule plus drängten sich vor einem Gemälde des Museums Heylshof und hörten aufmerksam zu, was ihre Mitschülerinnen darüber zu sagen...

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WORMS. 25 Zehntklässler der Pfrimmtal-Realschule plus drängten sich vor einem Gemälde des Museums Heylshof und hörten aufmerksam zu, was ihre Mitschülerinnen darüber zu sagen hatten. Es handelte sich um „Jagdstillleben“, ein Werk des Holländers Jan Weenix. Das weiche Fell eines toten Hasen, das Gefieder eines Fasans und zweier Rebhühner hat der Künstler so lebensecht dargestellt, dass man glaubt, sie anfassen zu können. Man habe mit solchen Bildern zeigen wollen, was man hat, wussten die Schülerinnen. Ähnlich verhält es sich mit dem Gemälde „Stillleben“ von Willem Claesz Heda, das nebenan hängt und verrät, dass es in einer Epoche des Aufbruchs und Wohlstands gemalt wurde. So sind Früchte abgebildet, die die Seefahrer von fremden Ländern mitbrachten.

Die Bildbetrachtungen sind Teil eines neuen Programms von „Museum live“, den museumspädagogischen Angeboten der Wormser Museen, das vom Verein Ehrenamt für Worms und der AG für Kind und Familie gefördert wurde. In Anlehnung an die Dauerausstellung „Barock und Rokoko“ geht es um die Zeit Mitte des 17./ Anfang des 18. Jahrhunderts. Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek, der sich wie Ulrike Breitwieser, Verwaltungsleiterin von städtischem und Nibelungenmuseum, die Auftaktveranstaltung nicht entgehen lassen wollte, gab den Jugendlichen einen Einblick in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Das Land sei zu weiten Teilen entvölkert gewesen. Umso größer sei die Lebenslust und Genusssucht der Menschen gewesen, gleichzeitig sei die Angst vorm Tod immer präsent gewesen, sagte er. Er dankte den Sponsoren Theo Cronewitz und Günter Zutavern vom Ehrenamtsverein für das Sponsoring, Isabell Schärf-Miehe und Gilda D’Amico-Funk von Museum live für ihr großes Engagement in der Museumspädagogik, und Simone Gnädig, Rektorin der Pfrimmtal-Realschule plus, für ihre stetige Kooperationsbereitschaft. Entwickelt hat das neue Programm Angela Pfenniger von der Agentur Museum Theater-Events. In der hübschen Tracht der einfachen Bevölkerung, mit weißem Häubchen, anliegendem Jäckchen und weiten Röcken, erwartete sie die Schüler im großen Gartensaal. Drei von ihnen waren immerhin schon einmal im Heylshof gewesen. Weil sie schon im Unterricht auf das Thema vorbereitet worden waren, wussten sie, dass die höfische Gesellschaft prunkvolle Kleider trug und hochaufgetürmte Perücken. Die Kleidung der Handwerker, Bauern und Dienstboten war eher unbekannt. Wie sie ausgesehen hatte, sollten die Jugendlichen nun selbst anhand von Gemälden, die sie selbst auswählen durften, herausfinden. Aber sie bearbeiteten auch viele weitere Aspekte der Zeit. Manches, wie das Thema Kleidung oder Kunst als Ware wurde dann noch im Gespräch vertieft.

Der Clou des Workshops war dann die Verwandlung von Silvio und Melissa, die ihre Gruppe etwas früher verlassen hatten und plötzlich als Barockmenschen wiederkehrten: Eingekleidet von Schneidermeisterin Gerlinde Schidrich sahen sie aus wie aus dem Bilderbuch. Sie durften nun in zwei prächtigen Bilderrahmen posieren und sich dabei der symbolträchtigen Requisiten bedienen, die Angela Pfenniger in einem Korb mitgebracht hatte: Zinnkrug, Tonpfeifchen, Tulpen, die damals gerade sehr in Mode waren und ein Vermögen kosteten, Kerze und Totenschädel als Zeichen der Vergänglichkeit. So entstanden immer wieder neue Bilder, die eifrig fotografiert wurden.

„An diesen Tag werdet ihr euch sicher noch lange erinnern“, resümierte Simone Gnädig sehr zufrieden. Isabell Schärf-Miehe versicherte, dass nach der Winterpause des Heylshof das Projekt auch anderen Schulen angeboten werde.