Mit „Zanaida“ von Johann Christian Bach (1735-1782), dem jüngsten der Bach-Söhne, kommt eine Opernrarität auf die Mainzer Bühne. Thema ist die Frage vom Wesen guter Herrschaft
Von Manuel Wenda
Furioser Wirbelwind in grellem Rot: Szene aus „Zanaida“ mit Alexandra Samouilidou.
(Foto: Andreas Etter/Staatstheater)
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MAINZ - Es ist ein faszinierendes Projekt, das da am Staatstheater Mainz in Angriff genommen wird: Mit „Zanaida“ von Johann Christian Bach (1735-1782), dem jüngsten der Bach-Söhne, kommt morgen eine Opernrarität auf die Bühne – erst in der dritten Inszenierung in 250 Jahren des zwischenzeitig verschollen geglaubten Werks.
Doris Decker hat hierfür eine Neudichtung in deutscher Sprache verfasst. Zum Gespräch vor der Premiere sind Decker, Regisseur Max Hopp, Sylvia Fritzinger, Leiterin des Bereichs Kommunikation am Staatstheater, Pressereferentin Anneliese Schürer, Dirigent Adam Benzwi, Ausstatter Madis Nurms und Dramaturgin Christin Hagemann ins Sitzungszimmer des Hauses gekommen.
Ein Unterfangen wie „Zanaida“ hat freilich eine längere Vorlaufzeit als andere Opern. Max Hopp, in Mainz als Sprecher aus Loriots „Ring an einem Abend“ bekannt, hebt hervor, dass es von Vorteil sei, wenn die Beteiligten einander gut kennen: „Adam Benzwi kenne ich von der Komischen Oper Berlin, Doris kenne ich, weil wir verheiratet sind“. So konnte man sich also bereits lange austauschen.
Weitere Vorstellungen: 9. /20. November; 2./21./27. Dezember, 7./29. Januar sowie am 5./9./12. Februar 2020.
Warum eine deutsche Fassung? Hopp: „Diese Oper in italienischer Sprache ist Kunstgenuss für Eingeweihte – ich möchte mir selbst und den Zuschauern den Zugriff erleichtern. Sprache ist Träger von Emotionen. Die Szenen bei uns sind wie Szenen im Schauspiel – wir spielen unsere Figuren.“ Sylvia Fritzinger betont, dass dies ein wichtiger Grundsatz bei der Zusammenstellung des Ensembles am Staatstheater sei: „Wir wollen Sängerdarsteller, keine Rampensänger.“
Für die Inszenierung wagt man in Mainz eine Gratwanderung: Hopp, Benzwi und Decker greifen nicht unerheblich in die Handlung ein, um sie einem heutigen Publikum zugänglich zu machen; gleichzeitig gehen sie laut Hopp mit „Demut, die eine Form von Mut sein kann“, ans Werk. Decker hat beispielsweise das Reimschema des italienischen Originals akribisch eingehalten. Titelheldin Zanaida (Alexandra Samouilidou) ringt mit der Frage, was eine gute Herrscherin ausmacht. Hopp: „Wir haben die Grundidee aus dem türkisch-persischen Konflikt ins Zeitlose übertragen.“ Zanaida bekommt mit Gianguir einen gewieften Kriegsherrn als Leibwächter an die Seite gestellt. Hopp hat sich dazu entschlossen, diese Rolle einem Schauspieler statt einem Sänger zu geben – und mit David Bennent gleich seine Traumbesetzung bekommen. Bennent, so Hopp, sei wie kaum ein Zweiter in der Lage, Stärke und Fragilität in gleichem Maße auszudrücken.
Die Musik der Handlung entsprechend modifiziert
Dirigent Adam Benzwi hat die Musik der Handlung entsprechend modifiziert und neue Übergänge geschaffen. Außerdem hat er sich intensiv auf die Sänger eingestellt, um aus deren Emotionen Impulse für die Interpretation gewinnen zu können.
Über das Bühnenbild sagt Madis Nurms, dass es Futuristisches wie Archaisches in sich berge. Hopp und Fritzinger verweisen auf die christliche Nächstenliebe, von welcher die Mainzer Deutung beseelt sei und die „Empathie“, den Leitbegriff der Saison am Staatstheater, widerspiegele.