Mord zum Sonntag: Ein Kumpel stirbt
Dieses Quartett spielt schön schief. Vier Kommissare bilden das Dortmunder „Tatort“-Ensemble, aber jeder macht, was er will. Das ergibt seit jeher eine kriminalistische Kakofonie, die im 13. Fall mit dem Titel „Zorn“ von Autor Jürgen Werner und Regisseur Andreas Herzog besonders hübsch durchkomponiert ist.
Schicht im Schacht: Aus der letzten Zeche im Ort soll ein Freizeitpark werden. Unter der Arbeitersiedlung stürzen illegal gegrabene Stollen ein. In Malochers Stube stehen Stützen, Risse furchen die Wände. Und die Bonzen wollen nur lumpige Entschädigung zahlen. Andreas Sobitsch aber, 20 Jahre unter Tage, wollte mehr rausholen. Für alle im Viertel. Jetzt ist er tot. Von hinten erschossen.
Könnte sich um ein Eifersuchtsdrama unter Schaffern handeln. Oder steckt wieder so ein Reichsbürger (Götz Schubert) dahinter, wie sie seit einiger Zeit das Fernsehkrimiland bevölkern? Kommissar Faber (Jörg Hartmann) liegen die kleinen Leute – egal ob sie den großen Knall haben wie der selbst ernannte Reichspräsident oder die große Wut wie die Kumpel.
„Wollnsenbier“, fragt ein Kumpel a.D. „Sag ich nicht nein“, sagt Faber. Der Knigge für Kriminalisten interessiert ihn nicht. Er knutscht Kollegin Bönisch (Anna Schudt), wenn’s gerade zu den Ermittlungen passt, sie verbietet ihm den Schnaps nach dem Pils. Das sind schon Szenen einer Ehe. Wobei die Frau die Hosen anhat. Oberkommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel) und ihr Karrieristenkollege Pawlak (Rick Okon) spielen die zweiten Geigen angemessen schief. Auch bei ihrem Zank sitzen die lauten Töne.
Was falsch klingt, ist das, was der Titel beschwört: Der Zorn der Arbeiterklasse tönt bloß hohl. Schade, aber wer so munter drauf los spielt, kann halt auch mal was vergeigen.