Sabine Groß und Tom Früchtl stellen im Bellevue-Saal „Echoraum – Große Finnissage“ aus
Es ist die erste gemeinsame Ausstellung der beiden Künstler, die zusammen studiert haben. Ihre Werke haben sie eigens für den Bellevue-Saal geschaffen.
Von Christine Dressler
Tom Früchtl und Sabine Groß im Bellevue-Saal.
(Foto: Christine Dressler)
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WIESBADEN - „Im Echoraum – Große Finissage“ täuscht doppelt. Auch wenn es beim ersten Blick in den Bellevue-Saal nicht so aussieht und sein Träger-Verein das eigene Konzept zu missachten scheint: Die September-Ausstellung ist eröffnet und gehört zur Reihe „1 : 1“. Denn gleichermaßen in Europa, den USA und Mexiko präsent leben Sabine Groß, 57, und Tom Früchtl, 52, zwar beide vielfach ausgezeichnet in Berlin, doch sie hat Bezug zur Region. Groß stellte bis 2009 zweimal in der Galerie Hafemann aus und hat seitdem die Professur für Bildhauerei an der Mainzer Kunsthochschule inne. Zuvor lehrte die Ulmerin in Braunschweig und der Münchner in München. Groß und Früchtl, die zeitversetzt unter anderem in München studierten, kennen sich schon lange, stellten vor dem gezielt für den Bellevue-Saal konzipierten „Echoraum“ aber nie gemeinsam aus.
Ihre minimalistisch angelegte Kunst über die Kunst betont das Großartige und Vernachlässigte, die Atmosphäre und die Patina des Saals. Wie beide in enger Korrespondenz seine Leere mit Leichtigkeit und humorvoller Ironie spiegeln, verrät dazu ihre Skepsis gegenüber dem Kunstbetrieb. Wer um Groß‘ Skulptur mitten im Raum geht, sieht: Der hohe, breite Haufen mit offenbar für den Transport in Kartons, Decken und Folie verpackten Werken ist Fassade, eine leere Kulisse wie der Saal selbst. Um sie zu realisieren, formte Groß den Originalstapel in polymerisiertem Glas ab, bemalte es realistisch mit Dispersionsfarbe und verstärkte Akzente wie Schatten per Airbrush.
Täuschend echt gemalte Lüftungsgitter
Die Gegebenheiten vor Ort unterstreicht Früchtl dagegen, indem er Abnutzungsspuren, Flecken und Kratzer von den seitlichen Sockeln der Fenster auf die fast 20 Meter lange Hauptwand gegenüber projizierte und samt ihrer eigenen Struktur in Drei-Schicht-Malerei mit Lieblingspinseln zur Riesenkomposition vergrößerte. Sie erinnert zudem an die zahllosen Werke, die den Saal bisher bespielten. Mit täuschend echten Löchern malte Früchtl auch beide Lüftungsgitter an den Kurzwänden. Dazwischen verbirgt sich hinter Groß‘ Skulptur die gemeinsam aus Paketklebeband geknäulte, zweiteilige Bodenskulptur.