Das Erfolgsrezept der Winzer des Weingutes Machmer in Bechtheim heißt Zusammenhalt. In gemeinschaftlicher Arbeit hat es die Familie innerhalb von fünf Jahren zu 100 mal mit...
Bechtheim. Insgeheim hatten sie immer gehofft: Es wird einmal passieren. So betrachtet hätten Markus und Mirjam Machmer der Präsentation der Siegerweine 2010 im Kurfürstlichen Schloss Mainz gelassen entgegensehen können. Doch als es dann wirklich geschah und sie mit ihrem Weißburgunder trocken den besten Rheinhessen in Händen hielten, „waren die Finger feucht“. Die Goldene Kammerpreismünze reiht sich ein in den Medaillenreigen der Machmers: 100 mal Gold in den vergangenen fünf Jahren, dazu allein 2011, 2009, 2008 und 2007 vier Staatsehrenpreise sowie ein Großer Staatsehrenpreis 2010.
Die Familie als Erfolgsmodell
Bei so viel Glanz würde mancher die Bodenhaftung verlieren. Nicht die Machmers im Rosengarten am östlichen Ortsrand von Bechtheim. Dorthin wurde der Betrieb Mitte der 1990er-Jahre ausgesiedelt. Gemeinsan haben Georg und Herta Machmer mit Sohn Markus und dessen Frau Mirjam in den Weinbergen ein Anwesen geschaffen, dessen Ambiente beeindruckt. Gefragt nach den Garanten für den Erfolg, bekennen Georg (73) und Markus (40) Machmer unisono: „Zusammenhalt“ – die Familie als Erfolgsmodell. Opa Georg hilft noch häufig im Weinberg, Oma Herta kümmert sich täglich ums leibliche Wohl, Mirjam managt das Büro sowie den Hofverkauf – und Markus hält alle Fäden fest in der Hand.
Das ist bei 24 Hektar bestockter Rebfläche und 77 unterschiedlichen Weinen keine einfache Aufgabe. Den Schwerpunkt bilden Riesling (15 Prozent der Fläche) sowie Grau- und Weißburgunder (zusammen weitere 15 Prozent). Zu den weißen Exoten gehören Huxelrebel, Ortega, Optima und Gewürztraminer. Ein Drittel der Rebfläche ist mit Roten besetzt. Der Spätburgunder dominiert vor Dornfelder und Portugieser, auch Merlot und Saint Laurent werden sortenrein ausgebaut.
Bio-Betrieb ab 2012
Genauso wenig Aufhebens wie um die Medaillen macht Markus Machmer um seine naturnahe Bewirtschaftung. Als er erkannte, dass er seit Jahren streng ökologisch arbeitet, war im Familienrat klar: Wir stellen um. Auch Senior Georg hat zugestimmt. Zwei von drei vorgeschriebenen Versuchsjahren sind verstrichen, ab der Ernte 2012 darf das Weingut das Bio-Siegel tragen. Für Markus Machmer ist die Zertifizierung die Konsequenz aus seiner Liebe zur Natur. „Ich freue mich mit jedem Grashalm, der wächst“, bekennt er.
Er bedauert, dass die Arbeit im Keller ihn so stark in Anspruch nimmt. Dort lässt er den Weißweinen viel Zeit beim temperaturgeführten Vergären. Die Roten reifen in einem historisch nachempfundenen Kreuzgewölbekeller. Das älteste Holzfass stammt aus dem Jahr 1898. Darauf ist Georg Machmer mächtig stolz – so wie auf die Tradition der Eisweinlese: Seit 1973 gab es nur drei Jahre, in denen keine steifgefrorenen Trauben geerntet wurden. „Die Natur wird's richten“, sagt er und freut sich auf den 2011er aus dem zähen zuckersüßen Most.