„Erst musste der Kirchturm der Simultankirche renoviert werden. Diese Maßnahme ist abgeschlossen, jetzt wollen wir uns dem Johannisturm widmen. Es handelt sich dabei um den wichtigsten, ortsbildprägenden Turm in Pfeddersheim. Herr Schneider hat in der Tat lange ausharren müssen, deshalb wollen wir ihm jetzt helfen, das Projekt rasch anzugehen“, versichert Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek. Die zu seinem Dezernat gehörende Denkmalpflege ist zunächst einmal die Herrin des Verfahrens, bei dem am Ende eine für Schneider üppige Zuschussregelung herausspringen könnte.
Im Normalfall trägt das Land bei solchen Projekten 80 Prozent der Renovierungskosten, die Stadt übernimmt zehn Prozent, die restlichen zehn Prozent müsste Besitzer Schneider aufbringen. Der schätzt die Sanierungskosten auf rund 300 000 Euro – eine Summe, die in diesem frühen Stadium so allerdings noch niemand auf Behördenseite bestätigen kann und will. „Der Eigentümer muss uns zunächst einmal ein schlüssiges Sanierungskonzept vorlegen“, erläuterte Hanna Hubertus von der städtischen Denkmalschutzbehörde. Die Landesdenkmalpflege habe bereits zugesagt, die baulichen Daten zu ermitteln, also das sogenannte Bauaufmaß zu machen. Dazu muss Schneider ein vorschriftsmäßiges Gerüst stellen, das Gemäuer vom üppigen Taubenkot befreien und für gute Zutrittsmöglichkeiten sorgen. Die letztgenannte Bedingung hat Schneider bereits erfüllt, er hat das sich an den Turm anschließende Haus mit Grundstück von seiner Schwester gekauft.
Um ein schlüssiges Sanierungskonzept vorlegen zu können, hat Schneider überdies einen Architekten beauftragt. Außerdem hilft ihm jetzt Volker Kokert, der als früherer Stadtplaner über exzellente Kenntnisse verfügt. Dass das ein Glücksfall ist, weiß Schneider. „Wir sind befreundet und praktisch Nachbarn. Ich habe vor Jahren schon einen anderen Pfeddersheimer Turm, den Sprenger am Cästrich, renoviert. Damals habe ich mit Volker Kokert zusammengearbeitet, das war sehr angenehm“, lobt er den mittlerweile 74-jährigen Pensionär, den wiederum Baudezernent Uwe Franz gebeten hat, dem Bauherrn zu helfen.
„Die Situation war doch ein bisschen verfahren. Ich kenne Herrn Schneider, er vertraut mir. Die Materie kenne ich, denn wir haben zu meiner Zeit beispielsweise den Bürger- oder den Eckturm saniert. Ich verstehe meine Aufgabe als Vermittler und hoffe, dass wir gemeinsam eine vernünftige Lösung finden werden“, beschreibt Kokert seine Rolle.
Ursprünglich hatte Schneider geplant, ganz oben im Bereich der Zinnen einen großen, überdachten Raum zu schaffen und vielleicht sogar Wohnraum oder eine gastronomische Nutzung möglich zu machen. „Für eine Weinstube oder eine Wohnung sind die Räumlichkeiten zu klein, das wird nicht funktionieren“, glaubt Kokert. Den Turm in seiner Substanz zu sichern und zu erhalten, Treppen und Decken einzuziehen und das zur historischen Stadtmauerbefestigung gehörende Bauwerk für Touristen und Besuchergruppen zugänglich zu machen, das allerdings hält Kokert für durchaus machbar.
Vorstellungen, die wohl auch die Denkmalpflege mittragen würde. „Wir wollen Herrn Schneider helfen. Aber die Denkmalpflege wird sehr genau hinschauen. Der Turm muss äußerlich in seiner jetzigen Form erhalten bleiben. Ein Dächlein aufzusetzen, wie das bei anderen Türmen passiert ist, das werden wir hier nicht zulassen“, versicherte Kosubek und zitierte dazu auch Landesdenkmalpflegerin Dr. Alexandra Fink, die bereits im Vorfeld Vorstellungen, in Pfeddersheim an „Disneyland“ anknüpfen zu wollen, eine klare Absage erteilt habe. „Das ursprüngliche Nutzungskonzept von Herrn Schneider ist nicht genehmigungsfähig“, stellte auch Denkmalpflegerin Hanna Hubertus in aller Deutlichkeit fest.
Christian Schneider hat seine Vorstellungen allerdings bereits zurückgefahren. „Ich will“, sagt der Turmliebhaber, „etwas machen für das Pfeddersheimer Ortsbild und dass der Turm touristisch genutzt werden kann“.
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