Im vergangenen Jahr verzeichnete das Standesamt bei einer Zahl von 1980 geborenen Kindern nur 701 Mütter mit Wohnsitz in Worms. Viele werdende Mütter aus dem Umland entscheiden sich, nach Worms zu kommen, um im Klinikum ihr Kind zur Welt zu bringen. „Seit 2009 bemerken wir einen stetigen Anstieg der Geburten“, sagt Dr. Ramin Mahouttchi-Hosseini, Leitender Oberarzt der Geburtshilfe am Klinikum.
Wurden dort 2009 noch 1.000 Kinder geboren, waren es 2016 schon 1.953. Damit hat sich die Zahl fast verdoppelt. Und das ist der Bekanntheit des Klinikums und dem großen Einzugsgebiet zu verdanken. Viele Mütter fahren nach Worms, weil ihr Baby dort auch nach einer Frühgeburt oder einer Erkrankung in der benachbarten Kinderklinik versorgt werden kann. Auch Cosima Harth aus Wörrstadt hat sich entschieden, „in die Fremde nach Worms“ zu fahren, um ihre zweite Tochter Ayda Lavinia zur Welt zu bringen.
Mutter-Kind-Zentrum im Bau
Ihre erste Tochter Maybelle, die heute drei Jahre alt ist, hat sie noch in einer Mainzer Klinik bekommen. In einem sanftblauen Kreißsaal bei gedämpftem Licht hat sie entbunden. Im neuen Perinatalzentrum, das 2013 fertiggestellt wurde, gibt es noch vier weitere Kreißsäle in verschiedenen Farbwelten. „Wir wollen eine ruhige, familiäre Atmosphäre schaffen, denn eine Entbindung ist ja primär keine Erkrankung“, sagt Mahouttchi-Hosseini.
Damit in dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgezeichneten babyfreundlichen Krankenhaus die Versorgung auch nach schwierigen Geburten gegeben ist, wird derzeit nebenan ein Mutter-Kind-Zentrum gebaut. 2019 soll es voraussichtlich fertig sein. Dann soll der OP-Bereich noch schneller zu erreichen sein, und das, ohne Etagen zu überbrücken. Bisher ist das Klinikum mit der angrenzenden Kinderklinik schon gut aufgestellt, auch Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm sowie Kinder mit Fehlbildungen können dort betreut werden.
Gemeinsame Elternzeit bedeutet Entlastung
Und nicht nur bei den medizinischen Möglichkeiten hat sich in den letzten Jahren einiges verändert, auch bei der Geburtenentwicklung beobachten Mahouttchi-Hosseini und seine Kollegen Veränderungen. „Mit Sicherheit hat die Elternzeit vieles vereinfacht“, sagt Mahouttchi-Hosseini. Dennoch beobachtet der Gynäkologe, dass viele Mütter ihre berufliche Ausbildung abschließen und dann erst in fortgeschrittenem Alter Kinder bekommen. „Im Moment betreuen wir viele Mütter, die Anfang der 1980er Jahre geboren sind“, erklärt Ewa Pitula, die seit Mai 1993 als Hebamme arbeitet.
Auch Cosima Harth hat erst ihre Ausbildung abgeschlossen, bevor sie sich an die Familienplanung heranwagte. Die 36-Jährige hat ihr Lehramtsstudium mit Anfang 30 abgeschlossen. Zwei Jahre lang hat sie dann als Spanisch-, Französisch- und Englischlehrerin an einem Gymnasium gearbeitet. „Hätte meine Ausbildung nicht so lange gedauert, hätte ich mir vorstellen können, auch früher mit der Familienplanung zu beginnen“, sagt Harth. Eine Unterstützung war für sie dabei, dass ihr Partner Adam Young sich Elternzeit nehmen wollte. Sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Tochter blieb er einen Monat direkt nach der Geburt zu Hause. Einen zweiten Monat nahm er, als die erste Tochter etwa ein halbes Jahr alt war, und so will es der Unternehmensberater auch bei Ayda Lavinia wieder machen – ein Mädchen, in dessen Pass als Geburtsort Worms stehen wird.
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