"Keine Garantie für eine Einigung"
In einem Brief an die Opel-Mitarbeiter, der dieser Zeitung vorliegt, wirbt Barra für einen Verkauf von Opel an PSA. „Obwohl es keine Garantie für eine Einigung gibt, würde eine mögliche Transaktion die PSA-Gruppe sowie Opel/Vauxhall – auf Grund der sich ergänzenden Stärken beider Unternehmen – in die Lage versetzen, ihre Position auf dem sich rasch verändernden europäischen Markt zu verbessern“, schreibt die GM-Chefin. GM und PSA würden damit ihre jeweiligen strategischen Möglichkeiten voll ausschöpfen. „Wir würden alles daran setzen, bei der Transaktion sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligten gewahrt werden“, so Barra weiter.
Sie bittet die Beschäftigten darüber hinaus, „sich nicht von der wichtigen Arbeit ablenken zu lassen, die Sie leisten. Bitte arbeiten Sie weiterhin voll konzentriert, sicher und im Sinne unserer Kunden“. Weitere Informationen könne sie nicht geben, „da die Gespräche noch nicht weit fortgeschritten sind“.
Derweil sucht PSA-Chef Carlos Tamaras nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur in der Sache das Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch der Austausch mit den Arbeitnehmervertretern von Opel solle möglichst schnell erfolgen, heißt es.
Bundesregierung überrascht vom möglichen Opel-Verkauf
Die Bundesregierung hat sich in die Verhandlungen um eine mögliche Übernahme des Autoherstellers Opel durch die französische PSA-Gruppe eingeschaltet. Oberste Priorität der deutschen Seite sei es, die drei Opel-Standorte zu erhalten, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Mittwoch in Berlin nach einer Kabinettssitzung. Zudem müsse die Zentrale von Opel in Rüsselsheim bestehen belieben und keine Unterabteilung eines französischen Konzerns werden.
Die Bundesregierung zeigte sich überrascht vom möglichen Opel-Verkauf. Die Ministerrunde habe das Thema Opelintensiv diskutiert, sagte Nahles. Zur Zeit fänden auf verschiedenen Ebenen Gespräche statt - sowohl mit Opel als auch mit dem Mutterkonzern GM sowie mit der französischen Seite. Die Konzernleitung müsse dringend das Gespräch mit den Arbeitnehmervertretern suchen. Man lege hier Wert auf sozialpartnerschaftliche Lösungen.
Die neue Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hatte bereits kritisiert, es sei «inakzeptabel», dass die beiden Unternehmen vorab Betriebsrat, IG Metall sowie Landes- und Bundesregierung nicht von ihren Plänen informiert hätten.
Rüsselsheims OB beobachtet Vorgänge „mit großen Fragezeichen“
Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) fordert von Frankreich, bei der möglichen Übernahme von Opel durch die französische PSA-Gruppe für die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte zu sorgen. Die französische Regierung habe Einfluss als namhafte Miteigentümerin des Peugeot-Citroën-Konzerns, teilte der Mainzer SPD-Chef am Mittwoch gemeinsam mit SPD-Bundestagskandidat Carsten Kühl mit. «Die Befürchtung der Gewerkschaft, dass eine Verletzung der deutschen und europäischen Mitbestimmungsrechte vorliegen könnte, ist ernst zu nehmen.» Das Opel-Werk Rüsselsheim ist rund elf Kilometer Luftlinie von Mainz entfernt, außerdem gibt es ein Werk in Kaiserslautern.
Der Rüsselsheimer Oberbürgermeister Patrick Burghardt beobachtet die Vorgänge um Opel, wie er sagte, „mit großen Fragezeichen“. Man habe lediglich vernommen, was in den Medien veröffentlicht ist. „Wir werden die Situation bewerten, wenn wir mehr wissen.“ Opel sei wichtig für den Standort, „ und wir wünschen uns ein starkes Unternehmen. Ich habe sowohl dem Unternehmen Opel selbst als auch dem Betriebsrat Gespräche angeboten“, so Burghardt.
Umstieg auf Elektroantrieb
Für Opel-Chef Neumann kommen die Verkaufspläne zur Unzeit. Hat er doch eine Alternativ-Strategie ausgearbeitet, wie Opel zu einem führenden Elektroauto-Hersteller umgebaut werden kann. Neumann habe sich sehr intensiv damit auseinandergesetzt, wie es mit Opel nach 2025 weitergeht, erfuhr diese Zeitung aus Unternehmenskreisen. Mit Blick auf den befürchteten Niedergang des Diesel-Antriebs, eine weitere Verschärfung der Abgasvorschriften und deshalb steigende Kosten wolle Neumann den Umstieg auf Elektroantrieb forcieren – und Opel in diesem Segment an die Spitze führen. Ob er aber, wie das Manager Magazin schreibt, die Rüsselsheimer bis 2030 zur reinen Elektromarke machen will, wurde nicht bestätigt.
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